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torben -
VERANSTALTUNGS
TECHNIKER
IM GESPRÄCH
Bevor ihr mit dem Lesen beginnt, hier noch eine kurze Info: Dieses Gespräch haben wir bereits im Oktober 2020 geführt. Es gibt ein paar Stellen an denen man merkt, dass der Inhalt nicht zu den neusten Ereignissen passt. Wir haben uns dazu entschlossen es nicht an den jetzigen Stand der Dinge anzupassen. Denn nur, weil wir jetzt seit kurzem das Jahr 2021 haben, es teilweise Impfungen gibt und man das Licht am Ende des Tunnels schon erahnen kann, heißt das noch lange nicht, dass es schon überall und für jeden wieder eine Perspektive gibt. Es ist immer noch ein längerer Prozess bis die Branche wieder Fuß fassen kann. Weiterhin ändert es auch nichts daran, dass die Situation für viele im Herbst 2020 und in den Monaten davor sehr schlecht und perspektivlos war und darauf wollen wir ja ebenfalls aufmerksam machen. Torben und ich haben uns aber vor ein paar Tagen noch mal gesprochen und wie es bei ihm aktuell aussieht könnt ihr am Ende des Interviews lesen. Jetzt geht es aber los! Wie bist du zur Veranstaltungsbranche gekommen?„Ich habe während meinem Abitur in der 12. Klasse einen Physik Lehrer gehabt der in einer bekannten Cover-Band aus Heilbronn gespielt hat. Als ich über einen Flyer von einer privaten Schule für Tontechnik gestolpert bin, fand ich das total interessant und habe mit diesem Lehrer dann darüber gesprochen. Er meinte dann „Tu‘s nicht, die Arbeit ist hart und du kommst als Erster in die Location und gehst als Letzter!“. *lacht* Er hat mir dazu geraten erst mal ein Praktikum zu machen bevor ich mich blauäugig einfach für eine Ausbildung in diese Richtung bewerbe. Mit einem Praktikum, welches ich dann bekommen hatte, habe ich schließlich meine ersten Geh-Versuche in der Veranstaltungstechnik gemacht.“ Was begeistert dich an deinem Job?„Mich begeistert es jeden Tag etwas Neues zu erleben und das Publikum glücklich zu machen. Wenn man es auf musikalische Veranstaltungen bezieht, finde ich es toll ein Teil des kreativen Prozesses der Band zu sein, indem man den Künstler tontechnisch während des Auftrittes verstärkt. Bei Business Events begeistern mich diese vielseitigen technischen Möglichkeiten, die man hat um dem Kunden das bestmöglichste Produkt zu liefern.“ Hast du das Gefühl, dass deine Arbeit respektiert und von der Gesellschaft „gesehen“ wird?„Früher ja, vor Corona. Da wurde meine Arbeit auf jeden Fall, egal mit wem ich darüber gesprochen habe, respektiert und anerkannt. Heute, während dieser langen Pandemie-Zeit und dieser langen Pause, habe ich so das Gefühl, dass das ein bisschen eingeschlafen ist und den Leuten nicht mehr bewusst ist, dass es Techniker hinter den Kulissen gibt.“ Inwieweit bist du, beziehungsweise deine Arbeit, durch Corona beeinträchtigt? Was sind entstandene Konsequenzen?„Dadurch, dass ich nicht arbeiten durfte, es keine Veranstaltungen gab und ich als selbständiger Dienstleister ja auch davon profitiert habe, dass es zu wenig Techniker gab, war ich bis Ende Juli zu 100 Prozent beeinträchtigt. Mein Geschäftsmodell als Freelancer war ja, dass ich bei den Veranstaltungen mit meinem Fachwissen ausgeholfen habe wo Leute fehlten. Eine positive Konsequenz daraus ist, dass ich mich ein bisschen breiter aufstellen konnte und mir im Bereich der Streaming-Technik Know-How erarbeitet und aufgearbeitet habe. So kann ich damit auch in diesem Bereich Kunden bedienen. Zwischenzeitlich habe ich auch als Elektriker ausgeholfen, das nennt sich glaube ich „Kabel-Helfer“. *lacht* Elektriker ist ja ein eigener Lehr-Beruf den ich nicht habe. Ah, ach so und meine GbR ist den Bach runter gegangen..“ *lacht* „Kurz nebenbei bemerkt..“ *lacht* „Ja klar, die erste Konsequenz aus der Situation war natürlich, dass ich meine GbR zugemacht habe, weil sich mein Geschäftspartner hat festanstellen lassen. Was ich völlig legitim und auch nachvollziehbar finde, weil ja nicht abzusehen ist wann es weitergeht. Er hat dann diese Sicherheit gebraucht, was ich wie gesagt voll und ganz nachvollziehen kann. Da ich nur die eine Ausbildung gemacht habe, hatte ich gar nicht die Möglichkeit in eine Festanstellung zu gehen. Ja…dadurch haben wir dann die GbR geschlossen und ich habe meine neue Selbständigkeit im Jahr 2020 gegründet.“ Fühlst du dich vom Staat beziehungsweise der Politik ausreichend unterstützt?„Unsere GbR hatte damals am Anfang diese 9.000 € bekommen, die wir dann für unsere Betriebsausgaben genutzt haben. Davon durfte man sich 1.180 € sozusagen als Gehalt auszahlen um unsere privaten Kosten zu finanzieren. Allerdings kenne ich niemanden der von 1.180 € im Monat leben kann wenn man jetzt nicht unbedingt die Wohnung verlieren möchte oder auch in keine kleinere ziehen kann. Das aktuelle Problem ist bei mir, dass ich keine weiteren Hilfen beantragen kann, weil ich mich ja im Juli neu gründen musste und man dann keinen Anspruch auf diese Hilfen hat. Ich muss mich da jetzt halt so durchschlagen. Also unterstützt fühle ich mich nicht.“ Was denkst du, wird die Pandemie auch langfristig für Auswirkungen auf unsere Branche haben?„Ich bin der Meinung, dass die nun schon mehr als ein Jahr anhaltende Pandemie einen sehr starken Einfluss auf die Anzahl der bestehenden Techniker hat und auch für die Zukunft haben wird. Immer mehr Leute die momentan in meinem Alter sind suchen sich andere Arbeit oder studieren noch einmal, einfach weil sie müssen oder die Zeit nutzen wollen. Bevor diese dann den Weg wieder Vollzeit zurück in die Branche finden wird viel Zeit vergehen und ob sie wieder in die Branche zurückgehen ist auch fraglich. Die Veranstalter oder Firmen werden es meiner Meinung nach in Zukunft nicht einfach haben, unter der Woche freie Techniker zu finden. Zudem werden wir an einen Punkt kommen, an dem freie Techniker ihre Preise massiv erhöhen müssen. Nur so haben sie die Chance, falls eine weitere Krise kommen sollte, so viel auf die Seite zu legen, dass man ein Jahr oder mehr auch ohne Einkommen und Hilfen überleben kann. Außerdem ist das Vertrauen in die Hilfen der Politik sehr geschwächt und trotz vieler Versuche den Dialog herzustellen leider nicht genug passiert. Meine Hoffnung wäre natürlich, dass die Branche etwas weiter zusammenrückt und das Konkurrenz-Denken ein bisschen abflaut.“ Welche Perspektive siehst du für dich aufgrund der Pandemie?„Momentan, wir haben jetzt Oktober, sehe ich eine ganz leichte Steigung an Aufträgen in der Veranstaltungstechnik, was mich sehr freut. Meine Angst ist, dass es erneut weniger wird wenn es Richtung November, Dezember geht. Die Infektionszahlen steigen ja auch wieder nachweislich. Als Perspektive sehe ich aktuell die Hoffnung, dass es sich nächstes Jahr nach Fasching wieder so normalisiert hat, dass man wieder rein von der Veranstaltungstechnik leben kann. Das wäre mein Wunsch. Sonst kann ich mir vorstellen, dass ich 2021 im September dann eine weitere Umschulung machen werde. Ich kann nicht 2 Jahre vor mich „hin dümpeln“, das funktioniert nicht. Dann war es das halt erst mal mit der Veranstaltungstechnik, leider!“ Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, damit die Branche mehr in den Fokus rückt? „Die Branche müsste mehr zusammenhalten. Das egoistische Denken müsste aufhören. Es müssten eigentlich alle an einem Strang ziehen und auch wenn wir Solo-Selbständige sind, müssten wir uns sagen, dass wir gemeinsam eine Masse sind. Man müsste einfach ein bisschen mehr zusammenwachsen. Die Hoffnung hatte ich am Anfang der Pandemie, aber es hat sich dann für mich herausgestellt, dass es leider nicht so ist. Zum Beispiel ist es doch schade, wenn manche Leute bestimmte Petitionen nicht unterschreiben, nur weil für ihre eigene Selbständigkeit nicht alles daran passend ist. Es würde aber vielleicht einem anderen Selbständigen helfen für den diese Petition optimal ist. Dann unterstützt man ja nicht einmal den anderen.“ „Ich weiß was du meinst und ich denke auch, dass das gut und wichtig wäre um irgendwie die Masse ein bisschen sehen zu können.“ „Ja genau, man muss mal zeigen, dass das überhaupt eine Masse ist. Ich finde zum Beispiel die Aktion „Kulturgesichter“ super um genau das zu vermitteln. Auch die „Alarmstufe-Rot“ Aktionen finde ich echt zusammenhalt-bildend, oder alleine solche Blogs wie dieser helfen auch schon an vielen Punkten um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es uns noch gibt. Leider war ich bisher noch nie auf einer Demo zu unserem Thema, weil ich ironischerweise immer arbeiten musste.“ *lacht* „Oh ja, da kann man sich aktuell nicht beschweren, das ist ja wichtig!“ „Genau! Ich kann jetzt gerade keinen Job absagen!“ „Klar! Ja….es ist wirklich schwierig bei so vielen Solo-Selbständigen. Jedem ist dann etwas anderes wichtig.“ „Das ist genau das Thema bei dem ich das Problem sehe. Ein bisschen kollektiver denken und sich gegenseitig unterstützen und nicht zu „Konkurrenten“ werden wenn es um Jobs geht. Es ist ja verständlich, dass in einer Krise jeder erst mal schauen muss wie er sich über Wasser halten kann, aber erreichen können wir nur etwas wenn wir uns gegenseitig den Rücken stärken.“ Und deine aktuelle Situation?„Meine aktuelle Situation ist relativ gut.
Ich hatte Glück und habe die Möglichkeit bekommen mich bei einem Elektriker als Monteur fest anstellen lassen zu können. Dadurch kann ich momentan meine laufenden Kosten decken.“ #attentionpleasestories Vielen Dank Torben, für den Einblick in dein schwieriges Auf- und Ab des vergangenen Jahres! © 2020 attentionplease stories
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